Die Turmbläser

 

Ob laues Lüftchen oder steife Brise, ganz windstill ist es nie auf dem Blaserturm. Dies erfahren die Mitglieder des Turmbläserensembles immer wieder, nachdem sie die ehrwürdigen Stufen zu diesem 51 Meter hohen Aussichtsplateau mitten in Ravensburg erklommen haben. Das Wahrzeichen auf dem Marienplatz, historisch gelegen zwischen dem Rathaus und dem Schwörsaal, lässt diesen Aufstieg geduldig über sich ergehen. Jeden 1. Sonntag in den Monaten von Mai bis Oktober und als Bonus am 1. Weihnachtsfeiertag trifft sich hier ein Blechbläserquintett des Stadtorchesters Ravensburg.

Ehrfurcht hat noch nie geschadet und Teamgeist ist zwingend, denn alle Musiker müssen die Stufen erklimmen, möglichst gemeinsam. Die unförmige Tuba muss ebenfalls mit hoch, um pünktlich um 11:15 Uhr einer alten Tradition ihren Respekt zu zollen.

 

Zwei Türmer, die bis zum Jahre 1911 dauerhaft im Turm waren, hatten die Aufgabe, jede volle Stunde die Glocke zu läuten. Außerdem bliesen sie um 4 Uhr morgens zum Weckruf, um 12 Uhr zur Mittagszeit, um 21 Uhr zur Nachtruhe und nochmals um 24 Uhr auf der Trompete. Und es wurde Signal geblasen, immer wenn Gefahr für die Bürger von Ravensburg bestand, Brände waren eine gefürchtete Geisel im Mittelalter.

 

Heute sind die Signale versöhnlich, ein musikalischer Gruß nach Turmbläser Art, hinab in die Stadt und hinaus ins Land. Es soll auch erwähnt sein, dass der ein oder andere Turmbläser, zur Belohnung für seinen Dienst, einen Blick riskiert auf die Sonnenanbeter in den majestätischen Sonnenterassen über den Dächern der Altstadt. Das Brot der Turmbläser aber ist und bleibt die Anerkennung und der Beifall von wohl gestimmten Passanten, nachdem sie die Quelle dieses Morgengrußes, hoch oben auf dem Blaserturm, ausgemacht haben.