Frühjahrskonzert 2017

Frühjahrskonzert 2013 - Länder, Menschen, Musik

 

Programm:


Jan van der Roost (geb. 1956)

Olympica

Der belgische Komponist Jan van der Roost ist sehr vielseitig in seinem musikalischen Wirken und weltweit anerkannt. Zur Zeit unterrichtet er u.a. am Slobi Institute of Music in Tokio. Jan van der Roost schreibt ausschließlich Auftragsarbeiten.

„Olympica“ – diese große Ouvertüre, wie der Komponist sie bezeichnet, wurde von der Nagano Community Band in Japan anlässlich des Orchesterjubiläums in Auftrag gegeben. Drei unterschiedliche Themen und Stimmungen hält das Werk bereit. Die Blechbläser und Perkussionisten bestimmen das erste, fröhlich-festliche Thema, dem Jubiläum gewidmet. Es folgt ein springendes Allegro, in dem vor allem die Holzbläser gefordert sind. In diesem Teil drückt van der Roost seine Bewunderung für die Begeisterung aus, mit der die Musiker der Nagano Community Band ihrem Hobby nachgehen. Wie ein Choral beginnt der dritte Teil, es ist eine Beschreibung der Natur um Nagano. Dann wird ein kammermusikalisches Intermezzo mit Flöte, Oboe, Klarinette, Altsaxophon und Horn eingeschoben. Mit großem Finale endet schließlich diese „große“ Ouvertüre.


Frank Ticheli (geb. 1958)

Shenandoah

Das „Shenandoah Valley“ und der „Shenandoah River“ befinden sich in Virginia im Osten der USA. Frank Ticheli hatte diese Landschaft vor Augen, als er ein amerikanisches Volkslied hörte, das in besonders eindrucksvoller Weise eine Flußlandschaft besingt. Die Herkunft des Volksliedes ist unsicher. Wahrscheinlich entstand es im 19. Jahrhundert in Pennsylvania. Es gibt viele Varianten in Melodie und vor allem im Text, die meisten erzählen aber die Geschichte der Liebe zwischen einem englischen Siedler und einer Indianerin.

Frank Ticheli interessiert sich bei der musikalischen Umsetzung vor allem für die Energie, die Lebenskraft und die Zeitlosigkeit eines Flusses. Die Stimmung der Musik ist ruhig, nachdenklich, dann optimistisch oder exaltierend. 

Das Stück beginnt mit einem Euphonium-Solo. Nach einem lebhaften Teil folgt ein Kanon über die Hauptmelodie, beginnend mit drei Flöten, andere Instrumente fügen sich ein. Gegen Ende schwillt die Musik immer weiter an, wird wild und kraftvoll. „Shenandoah“ endet mit einem Choral in den Blechbläserregistern. Es ist eine Art Gebet, ein Moment des Innehaltens.
 

Victoriano Valencia Rincón (geb. 1970)

Suite No. 2 for Band

Der kolumbianische Komponist zeigt in den vier Sätzen seiner Suite No.2 die Klänge, die Rhythmen und das reiche kulturelle Erbe seiner Heimat.

I Cantadoras

Das „Lumbalú“ ist ein Beerdigungsritual aus San Basilio de Palenque im Norden Kolumbiens. Es dauert insgesamt neun Tage und Nächte. Das Lumbalú-Ensemble setzt sich aus Männern zusammen, die spezielle Percussion-Instrumente spielen und die Totenwache der Dorfbewohner begleiten. Die „Cantadoras“ singen und tanzen dazu, wobei sich Sologesang und Chorantwort abwechseln. Die Lieder und Trommelrhythmen erinnern an die afrikanische Heimat ihrer Vorfahren, Sklaven, die nach Südamerika verschleppt wurden. Alle Elemente des Lumbalú – die Trauerprozession, der Gesang, das Tanzen, die Trommeln – zeichnet der erste Satz wundervoll nach.

II Bambuco

Der Volkstanz „Bambuco“ stammt aus den kolumbianischen Anden und entstand in der spanischen Kolonialzeit im frühen 19. Jahrhundert. Der gesungene Bambuco ist meist langsam und sehr sentimental und poetisch, wohingegen der Bambuco als Tanz rhythmisch und lebhaft ist. Rincón stellt in diesem Satz zwei Melodien gegeneinander, die mal bei den Holzbläsern, mal im Blech auftauchen. 

III Cumbiamba

Die Cumbia, ein weiterer Tanzrhythmus, führt uns in die Karibik. Bis in die 1980er-Jahre war sie sogar populärer als die Salsa. Ihr Ursprung liegt ebenfalls in der Musik der afrikanischen Sklaven. Sie wurde ursprünglich nur mit Trommel und Gesang aufgeführt. Die Sklaven tanzten die Cumbia zur Brautwerbung. Rincón setzt die Cumbia als Frage-Antwort-Spiel um: Die Frage wird vom Orchester formuliert, es antwortet die Soloklarinette.

IV Pregón

„Pregón“ bedeutet Ankündigung oder Ausrufung. Der vierte Satz beginnt mit derselben Musik wie der erste Satz, also die Verkündigung eines Todesfalles? „Pregón“ kann sich aber auch auf das Werben um Kunden der Straßenhändler beziehen, wie es in ganz Lateinamerika zu hören ist. Auch der Bambuco-Stil begegnet dem Zuhörer in diesem Satz wieder, ebenso wie das Frage-Antwort-Spiel, dieses Mal zwischen einer expressiven Bambuco-Melodie und einem explosiven Schlagzeug-Marcato. Die Suite schließt mit der Wiederaufnahme des Lumbalú aus dem Anfangssatz.
 

Itaru Sakai (geb. 1970)

The Seventh Night of July – Tanabata

Tanabata – der siebente Abend – wird am 7. Juli in Japan gefeiert. Es ist der Tag, an dem sich die Sterne Wega und Altair am Himmel treffen. Die Legende erzählt von einem Liebespaar, die das ganze Jahr über durch die Milchstraße getrennt sind und sich nur in dieser einen Nacht treffen können. Itaru Sakai stellt diese Liebesgeschichte in seinem Werk nach. Die Stimmen der Verliebten erklingen im Altsaxophon- und Euphonium-Solo.

Tanabata ist ein buntes und fröhliches Fest. Es werden beispielsweise Bambusbäume in den Straßen aufgestellt, an die man kleine Zettel mit Wünschen hängt und hofft, dass sie dadurch in Erfüllung gehen.

  

Jan van der Roost (geb. 1956)

Amazonia

In 5 Sätzen führt uns Jan van der Roost vom Ursprung des Amazonas in den peruanischen Anden ins brasilianische Tiefland. Ihm geht es einerseits um die Fülle der Natur, in den Mittelpunkt stellt er aber die indigenen Völker, die in den Weiten des Amazonasgebietes noch immer ihre ursprüngliche Lebensform beibehalten.

1 La Laguna del Shimbe

Die Huaringas leben in den Anden Nordperus und sind als Heiler bekannt. Von weit her kommen Kranke, um sich mit dem heilenden Wasser der Lagune behandeln zu lassen.

2 Los Aguarunas

Weiter stromabwärts treffen wir auf den Stamm der Aguarunas. Diese stolze und freiheitsliebende Volksgruppe hat sich noch nie einer fremden Macht unterworfen. Sie bestimmen ihre Lebensweise selbst, auch in wie weit sie die sogenannte Zivilisation in ihr Leben vordringen lassen.

3 Mekaron

Das indianische Wort „Mekaron“ bedeutet Bild, Seele oder Essenz, Diesen Satz widmet van der Roost den indigenen Völkern insgesamt. Sie alle haben ihre eigene Sprache, ihre politischen und sozialen Systeme, ihre Musik und Medizin – ein großer Schatz für die gesamte Menschheit, der aber immer weiter und immer schneller zerstört wird.

4 Kêêtuajeê

Kêêtuajeê beschreibt das Ritual der Aufnahme ins Erwachsenenleben der jugendlichen Mitglieder des Krahô-Stammes. Die Mädchen und Jungen werden mit Wasser begossen, mit roter Farbe bemalt und mit Federn bedeckt.

5 Paulino Faiakan

1988 machten sich die Stammeshäuptlinge Paulino Faiakan und Raoni Kaiapo auf nach Europa, um gegen den Bau des Altamira-Staudammes in Brasilien zu protestieren. Dieses Projekt, das u.a. von der EU finanziell unterstützt wurde, würde das Land der Urbevölkerung zerstören, sie müssten ihre Heimat verlassen. Es folgten weitere Proteste in Brasilien und der Welt. Der Bau wurde unterbrochen. Inzwischen ist er jedoch genehmigt, die Inbetriebnahme ist für 2015 geplant.

Tipp: ZDF-Mediathek, Planet e vom 12.02.2012 „Staudamm contra Regenwald“ http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1557138/Staudamm-contra-Regenwald#/beitrag/video/1557138/Staudamm-contra-Regenwald

 

 

Nino Rota (1911 – 1979) / Lorenzo Bocci

A Tribute to Nino Rota

Der Pate, Tod auf dem Nil, Der Leopard, La dolce Vita, La Strada – alles große Filme großer Regisseure mit wundervoller, unsterblicher Musik, allesamt komponiert von Nino Rota.

Der Italiener schrieb die Musik für ca. 150 Filme. Er hatte die Gabe, die Vorstellungen der Filmemacher spontan und fantasievoll umzusetzen. Für Luchino Visconti und Francis Ford Coppola komponierte er mehrmals, Federico Fellini arbeitet ausschließlich mit Nini Rota.

Musik nimmt uns mit auf Reisen und in andere Welten. Filmmusik tut das in besonderer Weise – kommen Sie mit.